Die Familie Seldorf by Huber Therese

Die Familie Seldorf by Huber Therese

Autor:Huber, Therese
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-03T05:00:00+00:00


Auch der Gang der öffentlichen Angelegenheiten, der sich immer mehr verwikelte, trug dazu bei, den alten Berthier von der unschuldig irrenden Sara zu entfernen. Die Parteien wurden immer heftiger; und alles, was zu L***'s Anhang gehörte, wendete allen Einfluß, alle List und Dreistigkeit an, um die Begriffe des Volks zu verwirren, und jeder wahren Nachricht oder richtigen Vorstellung den Eingang zu versperren. Man befleissigte sich, die rohesten, wildesten und bestechlichsten Menschen aus Berthiers Bunde zu den schlimmsten Bubenstüken zu verleiten oder aufzuhezen, um diese nachher, als eine Folge ihrer Grundsäze, dem Volke vor die Augen zu stellen. Berthier, welcher von allen geheimen Kunstgriffen dieser Art unterrichtet war, oder ihren Zusammenhang mit dem grossen System der Revolutionsfeinde wenigstens errieth, konnte sich bei aller seiner weisen Billigkeit nicht enthalten, die arme Sara einigermassen mit in die Verdammniß der L***schen Rotte zu ziehen; unter seiner nie zu trübenden Güte drang doch oft die heimliche Misbilligung ihrer Gefühle, und der Würkung, die sie auf seines Enkels Glük hatten, hervor. Endlich ereignete sich ein an sich kleiner Vorfall, der Sara's Schiksal schneller entwikelte. Ein kleiner Theil vom Volke hatte den vierzehnten Julius mit brüderlichem Entzüken gefeiert, für manche war er ein Tag wüster Fröhlichkeit, aber bei weitem die meisten Einwohner jenes Landstrichs sahen ihn mit blindem Mistrauen an, als einen neuen Schritt zur Empörung und Gottlosigkeit. Die Priester thaten alles mögliche, um diese Meinung zu rechtfertigen, und sie mischten unter die hier und da angestellten Feste nur zu gut zum Unheil abgerichtete Aufhezer, die alles anwandten, um die freudige Begeisterung in Unordnung und Ausschweifung zu verwandeln. Das Land war voll von unbeeidigten Priestern; in einem Gränzort des Distrikts von ** gerieth einer von diesen, der in die Schenke einkehrte, unter verschiedne dort versammelte, patriotisch gesinnte Bauern. Sie liessen sich anfangs nur mit einigen Stichelreden gegen ihn aus; wie er diese aber mit schäumender Priesterwuth aufnahm, überhäuften sie ihn mit bittern Vorwürfen wegen seines verweigerten Eides. Der hochmüthige Pfaffe war unfähig, sich in Zeit und Umstände zu fügen, sondern donnerte einen Bannstrahl über den andern gegen die Frevler heraus. Er kam gerade von ***, einer zu L***'s Gütern gehörigen Einsiedlerkapelle, die mit einem wunderthätigen Heiligenbilde prangte. Der folgende Tag war zur Feier dieses Heiligen, welche durch ausserordentliche Ablaßspenden begangen wurde, bestimmt; und Stolz und Unverstand gaben dem Priester ein, die betrunknen Bauern um ihn her zu bedrohen, daß ihnen, statt der Fürsprache des heiligen Fulgentius, dessen Fluch werden würde. Die bis dahin unerhörte Frechheit, dem Zorn eines Priesters zu trozen, erhizte die Trinker in ihrem Fortschritt so weit, daß sie sich vermassen, der Heilige sollte ihnen nicht allein morgen die Absolution nicht versagen, sondern sie ihnen sogar noch heute, vor des hochwürdigen Herrn Augen, hier an Ort und Stelle geben. Sogleich theilte sich der tolle Haufen; eine Hälfte bewachte den wütenden Pfaffen, die andre eilte durch die hinter dem Hause gelegnen Weinberge und Baumstüke in den nächsten Wald, wo eine halbe Stunde entfernt der Heilige seine Kapelle hatte. Der Einsiedler war beschäftigt, mit einigen hiezu von



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